Sonntag, 30. Dezember 2018

Das "Ich" in mir

Man sagt immer: Mache, was dir Spaß macht. Was dich erfüllt. Mache, wonach dir der Sinn steht. Mache einfach das, was DU bist. Du als Individuum in dieser Welt. Denn du bist einzigartig, so wie du bist.

Aber wer bin ich eigentlich?

Mein ganzes Leben bin ich herumgesprungen zwischen verschiedenen Orten, habe nie wirklich Halt gefunden. Das, von dem ich dachte, es macht mich aus, bin ich nicht. Jahrelang habe ich meinem Leben den Leistungssport gewidmet, habe jahelang daran festgehalten, es als mein Leben betrachtet. Als das, was mich ausmacht, mich erfüllt.

Ich hätte bereits zu Beginn meiner Zeit im Internat feststellen müssen, dass das quatsch ist. Völliger Humbuk. Wann genau hat es mir je wirklich Freude gebracht? Ich weiß noch, als ich zu Beginn, getrügt von kindlicher Naivität Träume gewagt habe zu träumen, die nie wahr werden würden. Ich weiß, dass ich mit harter Arbeit eventuell irgendwann an diese Träume kratzen könnte. Aber will ich das noch? Hat mir eine Essstörung, die genau in alledem ihren Ursprung gefunden hat - die mich bis heute begleitet - nicht genug gesagt? Hätte ich nicht schon viel früher auch meine Psyche hören sollen?

Das bin nicht ich. Ich bin nicht die, die dreimal die Woche ins Training geht. Die, die verbissen daran festhält. Das bin einfach nicht ich. Ich hätte es merken können. Habe nie Anschluss im Kader gefunden, gleiche kein bisschen den Menschen, die diese Sportart noch ausüben.

Ich habe die letzte Zeit sehr lange und sehr intensive Gespräche mit B geführt. Darüber, dass wir uns ähnlich sind. Darüber, dass er in all seiner Zeit als Trainer nie jemanden getroffen hat, der ist wie er. Wie wir. Denn trotz all der Unterschiede ähneln wir uns. Wir sind uns ähnlicher, als ich gedacht habe. Aber es ist gut, das zu wissen. Es hilft mir zu erkennen wer ich bin. Und was ich eigentlich wirklich will.

Ich schreibe seit langem wieder. Nur Kleinigkeiten. Nichts großes. Nun sitze ich vor Skillsharing, scrolle durch die Kurse und denke mir: Das ist cool. Tipps zum Schreiben. Dinge, die ich mir zu Herzen nehmen könnte. Das ist etwas, was ich schon immer getan habe. Habe ich nicht immer in meiner eigenen kleinen Blase gelebt? In meiner eigenen Welt, die ich mir selbst ausgedacht habe? Ich habe mich immer geschämt, nicht in der Realität, sondern mehr in meinen Kopf zu leben. Ich will diese Scham loswerden, sie abstreifen wie alte Haut. Sie passt nicht zu mir. Ich sollte froh sein, dass ich so bin. Dass ich, ohne groß nachzudenken, mir Dinge vorstellen kann. Und dass ich ein Medium habe, diese Gedanken der Welt mitzuteilen.

Ich kann schreiben. Ich bin vielleicht nicht gut. Welches Talent nützt, wenn man nicht das Werkzeug dazu kennt? Aber ich bin gewillt, mich zu verbessern. Zum ersten Mal seit langem will ich wieder gut in etwas sein. Ich muss es nur erreichen.

Ich will etwas ändern. MICH ändern. Habe mich in einem Taijikurs angemeldet. Mein Körper leidet unter mir. Meinem Verhalten. Meiner Faulheit. Ich will nicht warten, bis das Semester vorbei ist und ich mehr Zeit habe für andere Kurse. Ich will kein Geld sparen, um ab dem Sommer im Unisport dabei zu sein. Ich will es JETZT.

Das hier ist kein blöder, unsinniger Neujahrsvorsatz. Warum sollte ich an einem Datum festmachen, dass ich mich ändern will? Das hier ist der Punkt, an dem ich merke, dass ich etwas ändern muss. Ich steuere in rasantem Tempo auf einen Abgrund zu. In meinem Kopf stelle ich mir die beste, idealste, aktivste und kreativste Person von mir vor, die ich sein könnte. Und warum arbeite ich nicht enlich darauf hin, sie zu werden?

Akzeptiere dich so, wie du bist, sagen sie. Aber warum sollte ich eine Person akzeptieren, die sich selbst zerstört?

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